Eine Kniearthrose oder ein künstliches Kniegelenk müssen für Sie nicht gleichzeitig das Ende jeglicher sportlichen Betätigung bedeuten. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass Radfahren mit eingeschränkter Kniebeugung möglich ist und vielen Betroffenen großen Spaß bereitet.
Ob Sie gern zuhause auf dem Ergometer trainieren oder lieber mit dem Fahrrad die Umgebung erkunden. Wir geben Ihnen im Folgenden Tipps wie Sie trotz geringer Kniebeugung den Spaß am Rad fahren nicht verlieren.
Ärzte empfehlen nach einer Implantation einer Kniegelenkprothese sog. "Low-Impact"-Sportarten (engl. geringe Wirkung/Belastung). Vermeiden sollten Sie Sportarten, die Stopp- oder Drehbewegungen erfordern, oder hohe Belastungsspitzen verursachen.
Geeignet
Bedingt geeignet
Ungeeignete Sportarten
Radfahren auf einem herkömmlichen Ergometer oder Fahrrad setzt einen Beugewinkel von 100 bis 120 Grad in Ihrem Kniegelenk voraus. Nach einer Knie-TEP-OP (TEP = Totalendoprothese) ist die Beugefähigkeit des operierten Knies oftmals eingeschränkt und die für das Radeln erforderliche Beugung von 100° nicht mehr möglich.
Radfahren mit Knieprothese ist für Sie und andere Betroffene jedoch trotz eingeschränkter Beweglichkeit glücklicherweise nicht unmöglich, denn dank spezieller Anfertigungen, die die geringere Beweglichkeit von Erkrankten in ihrem Kniegelenk kompensieren, können Sie weiterhin Radfahren.
Viele Operateure erlauben Ergometertraining schon bereits ab der 3. Woche postoperativ. Es verbessert die Gelenkbeweglichkeit, regt den Gelenkstoffwechsel an und verbessert die allgemeine Ausdauer. Das größte Problem für Knieoperierte ist allerdings die eingeschränkte Beugefähigkeit im Kniegelenk.
Ergometer für bewegungseingeschränkte Personen nutzen einstellbare Kurbeln, die sich je nach Schwere der Bewegungseinschränkung stufenweise und individuell anpassen lassen. Der Verstellmechanismus einer solchen Kurbel lässt eine Kurbelverkürzung auf eine Kurbellänge zwischen 30 und 170 Millimetern zu.
Dadurch ergibt sich ein kleinerer Trittradius, der geringere Anforderungen an die Beuge- und Streckfähigkeit von Knie und Hüfte stellt. Durch die einstellbare Kurbelverkürzung lässt sich der Beugewinkel auf bis zu 85 Grad reduzieren. Die Folge ist, dass eine größere Anzahl an Patienten für eine therapeutische Nutzung des Ergometertrainings infrage kommt.
Mithilfe eines Pedaladapters wird eine Pedalverkürzung erreicht und der Kurbelweg damit individuell auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst.
Eine Kurbelverkürzung für Ergometer ist nicht einfach zu montieren. Man benötigt einen Kurbelabzieher um die ursprüngliche Kurbel zu demontieren.
Entsprechende Hilfsmittel gibt es allerdings schon für wenige Euro.
Patienten, die schon lange davon geträumt haben, endlich wieder einmal auf ihrem Ergometer zu fahren, erhalten dank einer speziell auf sie angepassten Anfertigung wieder Hoffnung und Spaß an der Bewegung.
Möchten Sie sich anstatt eines Ergometers doch lieber mit dem Fahrrad sportlich betätigen, empfehlen wir zunächst -auch für Männer- ein Fahrrad mit niedrigem Einstieg (Damenrad).
Im Gegensatz zu einem Ergometer stellt das Aufsteigen auf ein Fahrrad eine größere Herausforderung dar.
Die meisten von uns, zumindest Rechtshänder, sind es gewohnt von der linken Seite auf das Fahrrad zu steigen.
Wir stehen links, das Fahrrad ist rechts von uns.
Ein Rechtshänder empfindet die rechte Seite als die sichere Seite. Seine rechte Hand ist die Führungshand, während die linke als Hilfshand fungiert.
Aus diesem Grund führen Rechtshänder ihr Rad an der rechten Seite und steigen von links auf.
Für Linkshänder umgekehrt.
Von welcher Seite steigt man aber nun mit einem künstlichen Kniegelenk auf das Fahrrad auf?
In der Literatur konnten wir dazu keine passende Antwort finden.
Die Lösung ist aber relativ einfach:
Das Fahrrad steht auf der Seite des künstlichen Kniegelenks.
Neues Kniegelenk rechts : das Fahrrad steht rechts.
Der Grund dafür ist folgender:
Ein neues Kniegelenk ist zwar sehr stabil, so dass man ohne Probleme auf einem Bein stehen kann. Ärzte empfehlen jedoch Rotationsbewegungen unter Belastung zu vermeiden. Und um das zu vermeiden, steht man auf dem gesunden Bein und steigt mit dem operierten auf die andere Seite.
Das Absteigen sollte in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt werden.
Falls das für sie bedeutet, dass sie nun von ihrer ungewohnten Seite aufsteigen sollen, müssen sie das ein wenig üben.
Am einfachsten gelingt das wie schon weiter oben empfohlen, wenn sie ein Fahrrad mit tiefem Einstieg nutzen.
Beim Herabtreten der Pedale werden vor allem die Kniestrecker (Quadrizeps), sowie die Hüftstrecker beansprucht.
Desweiteren sind an dieser Bewegung die Muskeln beteiligt, die das Fußgelenk beugen (Wadenmuskulatur).
Wird das Pedal wieder hochgezogen, sind daran vor allem die Hüftgelenksbeuger und die Kniebeuger (hintere Oberschenkel Muskulatur) beteiligt.
Somit werden beim Radfahren alle maßgeblichen Muskeln trainiert, die das Kniegelenk bewegen und stabilisieren.
Also: holen sie sich das OK von ihrem Arzt und dann rauf aufs Rad.
Wie für Ergometer gibt es auch für Fahrräder entsprechende Kurbelverküzer.
Die Firma Brand hat verschiedene Adapter in ihrem Sortiment.
Falls Sie eine Pedalverkürzung kaufen wollen, achten Sie bei der Bestellung unbedingt darauf für die richtige Seite zu bestellen.
Aus therapeutischer Sicht ist das Ergometertraining und Radfahren sehr zu empfehlen, sofern die Beweglichkeit des Knie- und Hüftgelenks die genannten Mindesterfordernisse erbringt und ganz wichtig; der behandelnde Arzt dieses Bewegungstraining nicht verboten hat.
Durch das Ergometertraining wird beispielsweise erreicht, dass die Betroffenen bei einer Arthrose einem weiteren Gelenkverschleiß entgegenwirken und sich auch vom Herz-Kreislauf-System her eine Grundfitness erarbeiten, die die Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Gesundheit darstellt.
Neben Ergometertraining und Radfahren gibt es noch andere Übungen und Therapien, die für Menschen mit Knieschmerzen hilfreich sein können. Physiotherapie, Dehnübungen und Aktivitäten mit geringer Belastung wie Schwimmen oder Yoga können ebenfalls dazu beitragen, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Lassen sie sich von einem Arzt beraten , um die beste Vorgehensweise auf der Grundlage der individuellen Bedürfnisse und der Krankengeschichte zu bestimmen.