Die gefrorene Schulter, auch adhäsive Kapselentzündung (Capsulitis) genannt, ist eine recht häufige Schultererkrankung.
Andere Bezeichnungen für diese Erkrankung sind: adhäsive Kapsulitis , schmerzhafte Schultersteife oder auch Duplay-Syndrom.
Sie ist durch Verlust des Bewegungsausmaßes (BAM) im Schultergelenk gekennzeichnet. Charakteristisch sind erhebliche Schmerzen beim Versuch den Arm anzuheben oder seitlich abzuspreizen. Auch den Arm zu drehen, vor allem nach außen, bereitet den Patienten erhebliche Schmerzen.
Die durchschnittliche Dauer der Symptome wird mit 30 Monaten angegeben. Manchmal kommt es zu einer spontanen Erholung, aber die Erkrankung kann chronisch werden.
Ist die Ursache bekannt, so spricht man von einer „sekundären“ frozen shoulder, ansonsten von einer „primären“ oder „idiopathischen“. Letztere Form kann auch als „adhäsive Kapsulitis“ bezeichnet werden
Als Grund für das Einfrieren der Schulter werden eine chronische Entzündung der Kapsel und eine fibrotische Verklebung des Bindegewebes um das Schultergelenk genannt.
Die Entstehung oder Ursache dieser Erkrankung ist jedoch noch nicht vollständig verstanden.
Entgegen der allgemeinen Meinung ist die adhäsive Kapsulitis keine Erkrankung die durch Überbelastung entsteht.
Es ist keine Ursache bekannt
Die Ursache ist bekannt z.B.: Zustand nach Operationen, Verletzungen der Rotatorenmanschette, aber auch Immobilisation des Schultergelenkes.
In den meisten Fällen entsteht die schmerzhafte Schultersteife wohl aufgrund von Unterbelastung; das heißt nach relativer Ruhigstellung des Schultergelenkes.
Sei es infolge einer anderen Erkrankung oder aufgrund von Schmerzen bei der Bewegung.
Vor allem aber ist es wohl keine Verletzung durch wiederholte (Über)Belastung.
Tatsächlich ist es, wenn überhaupt, das Gegenteil einer Verletzung durch Überbeanspruchung: Wenn es eine "Ursache" zu haben scheint, ist es eher eine Erkrankung durch Unterbeanspruchung, die oft durch eine Periode der Schulterruhigstellung ausgelöst wird.
Sie kann aber auch nach einem Trauma im Bereich auftreten, auch wenn keine ausgeprägte Immobilisierung vorliegt.
Merke
Das Schultergelenk ist im Übrigen das einzige Gelenk im menschlichen Körper, das zu einer so extremen Bewegungseinschränkung neigt, wie sie mit dem Begriff Frozen Shoulder bezeichnet wird.
Luise Hollmann von der Universität in Canberra, Australien hat fünf Patienten mit der Diagnose Frozen Shoulder dahingehend untersucht, ob eine mögliche Muskelschutzkomponente zur Bewegungseinschränkung bei Patienten mit idiopathischer Frozen Shoulder führt.
Die Ergebnisse waren sehr beindruckend:
Alle Patienten hatten in Vollnarkose ein signifikant größeres passives Schulterabduktions-Bewegungssausmaß als im vorher gemessenen Wachzustand.
Der Patient mit dem geringsten Unterschied in diesen beiden Messungen erreichte in Vollnarkose einen Anstieg um 44° (94° wach gegenüber 138° unter Narkose);
der Patient mit dem größten Anstieg in Vollnarkose um 110° (55° wach gegenüber 165° unter Narkose).
Frau Hollmann schlussfolgert daraus folgendes:
“Diese Studie zeigte einen variablen, aber signifikanten Anstieg des passiven Bewegungsausmaßes (BAM) unter Narkose bei allen Patienten, was darauf hindeutet, dass der passive BAM-Verlust bei Frozen Shoulder nicht vollständig durch eine echte Kapselkontraktur allein erklärt werden kann.
Das passive BAM der Schulterabduktion (seitl. abspreizen des Armes), das bei wachen Patienten mit Frozen Shoulder untersucht wurde, spiegelt nicht genau das wahre verfügbare BAM der betroffenen Schulter wider.
Es scheint, dass aktive Steifigkeit oder Muskelschutz ein wichtiger Faktor für ein reduziertes BAM bei Patienten mit Frozen Shoulder ist.” [2]
Die meisten konservativen und chirurgischen Behandlungen für Frozen Shoulder zielen darauf ab, das Schulter-BAM durch Dehnen oder Lösen der Schultergelenkkapsel zu erhöhen.
Diese Studie zeigt, dass zumindest eine Teilmenge von Patienten mit einer klinischen Diagnose von Frozen Shoulder keine signifikante Kapselrestriktion aufweist.
Die Identifizierung dieser Patienten ist wichtig, um einen geeigneten Versorgungspfad einführen zu können, da alternative Behandlungsmethoden gegen Schmerzen und aktive Steifigkeit in Betracht gezogen werden müssen.
“Aktuelle arthroskopische Studien haben gezeigt, dass nur 50% der Patienten, bei denen eine Frozen Shoulder diagnostiziert wurde, tatsächlich einen visuell/taktilen Hinweis auf die Krankheit hatten.” (frei übersetzt) [1]
Dr. Tim Bunker
Princess Elizabeth Orthopaedic Centre, Exeter, Devon, EX2 5DW, UK.
" Time for a new name for frozen shoulder—contracture of the shoulder
(Zeit für einen neuen Namen für Frozen Shoulder
- Kontraktur der Schulter)."
Wenn demnach die Hälfte aller mit adhäsiver Kapsulitis diagnostizierten Krankheitsbilder lediglich durch Muskel Steifigkeit hervorgerufene Einschränkungen der Beweglichkeit sind, dann besteht Hoffnung diese Erkrankung besser behandeln zu können .
Einfache Dehnübungen bei denen Punctum fixum und Punctum mobile vertauscht werden, scheinen zu guten Erfolgen zu führen. Das Bewegungsausmaß im Schultergelenk kann deutlich verbessert werden, ohne dabei große Schmerzen bei der Ausübung der Übungen zu erzeugen.
In jedem Fall ist Bewegung für die Schulter die bessere Wahl, denn Immobilisation ist eine Hauptursache der Frozen Shoulder.